Webkiller und Datenjäger: Die
Sonderschiffe einer Spezialabteilung der Nordmeerflotte
Webkiller und Datenjäger: Die Sonderschiffe
einer Spezialabteilung der Nordmeerflotte
Technik
Die Nachricht wäre fast unbemerkt geblieben, aber sie hat es in sich,
schreibt die Zeitung „Iswestija“: Russlands Militärführung hat kürzlich
offiziell bestätigt, dass derzeit die Besatzung für ein sehr geheimes
U-Boot der russischen Marine zusammengestellt wird. Fachleute aus dem
In- und Ausland sind schon gespannt auf das Top-Secret-Boot.
Genaue Angaben zur K-329 „Belgorod“ liegen der Öffentlichkeit nicht vor.
Ist ja auch klar. Bekannt ist nur, dass das atomar getriebene Boot
sowohl für Kampf- als auch für spezielle Erkundungseinsätze ausgelegt
ist.
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könnte
Von größtem Interesse für die Fachwelt ist denn auch die Nutzlast der
„Belgorod“: Das Atom-U-Boot wird mit Tiefseedrohnen „Poseidon“ bestückt.
Das US-Fachblatt „Covert Shores“ hat sogar in einer Grafik dargestellt,
wie diese torpedoähnlichen Vehikel auf dem „Mutterschiff“ platziert sein
könnten, schreibt die Zeitung „Iswestija“.
Folgt man den Vermutungen der US-Experten, könnten sechs solcher
„Hochgeschwindigkeitstorpedos“ auf der K-329 Platz finden – in
speziellen Startcontainern jeweils steuer- und backbord. Gestartet
werden die „Poseidons“ demnach wie ganz normale Torpedos. Aber das ist
auch das Einzige, worin die Tiefseedrohne einem Torpedo ähnelt.
„Der ‚Poseidon‘ ist ein sehr gefährliches Gerät“, sagt der
Militärexperte Wassili Kaschin laut der Zeitung. „Es fährt deutlich
schneller und taucht sehr viel tiefer als ein U-Boot.“
Das gefährliche Vehikel hat eine Reichweite von mindestens 10.000
Kilometern und einen Gefechtskopf von zwei Megatonnen Sprengkraft. Und
das ist laut dem Experten nur ein Teil der Möglichkeiten, die die
Konstrukteure in die Tiefseedrohne hineingelegt haben. „Ein echtes
Gegenstück zum ‚Poseidon‘ haben bislang weder die USA noch andere
Nato-Staaten“, so Kaschin laut dem Blatt.
>>>Andere Sputnik-Artikel: „Sie sind deutlich mehr geworden“: Russische
U-Boote erschrecken USA<<<
Das Mutterschiff der „Poseidons“ – die K-329 – zählen Fachleute zur
Kategorie der Kampf- und Erkundungs-U-Boote. Außer Aufklärungsdrohnen
hat das U-Boot sehr spezielle Anlagen mit an Bord. Nämlich:
Kernkraftgeneratoren für den Einsatz in den Meerestiefen. Damit können
allerhand Stromverbraucher aufgeladen werden, die über und unter Wasser
arbeiten – autonome Aufklärungsstationen zum Beispiel.
Die russische Marine hat sogar eigens eine Einheit zur Durchführung
solcher hochspeziellen Missionen gegründet: die „Hauptabteilung für
Tiefwasserforschung“ der Nordmeerflotte, im Russischen kurz GUGI. Laut
der Zeitung können die Spezialisten dieser Einheit in den Meeres- und
Ozeantiefen überall auf der Welt operieren.
Für 2020 wird bei GUGI ein Neuzugang erwartet. „Chabarowsk“ heißt ein
Atom-U-Boot für Aufklärungs- und Störmissionen. Seit 2014 wird das Boot
gebaut. Es soll in noch höherem Grad automatisiert und unter anderem für
Missionen unter dem Arktiseis konstruiert sein.
Bei der russischen Marineführung genießt die „Hauptabteilung für
Tiefwasserforschung“ so etwas wie einen Sonderstatus. Spezialschiffe,
U-Boote, Kampfschwimmer und Verbände, deren Zweck und Zusammensetzung
bis heute geheim sind, zeichnen die Einheit aus. Solange die
„Hauptabteilung“ existiert, solange beunruhigt sie die Strategen in den
USA und der Nato, schreibt „Iswestija“.
>>>Andere Sputnik-Artikel: „Unser fähigster Gegner“: US-General zu
russischer U-Flotte<<<
Nehmen wir etwa das erste Schiff der „Klasse 22010“: das
Forschungsschiff „Jantar“. „Internetkiller“ und „Datenjäger“ heißt es im
Westen bis heute. Vielleicht sind diese Codenamen nicht ganz
unbegründet. Die Möglichkeiten des Forschungsschiffs sind jedenfalls in
der Tat beeindruckend, ist es doch mit allerlei Technik ausgestattet.
Mithilfe von Tiefseetauchgeräten kann die Besatzung der „Jantar“ den
Meeresgrund erforschen, die seismische Aktivität an bestimmten
Abschnitten messen oder auch strategisch wichtige Kommunikationskabel
auf Schäden untersuchen.
Doch das ist noch nicht alles. Als Ende 2017 ein argentinisches U-Boot
im Atlantik verunglückte, war die Besatzung der „Jantar“ gemeinsam mit
der argentinischen Marine an den Sucharbeiten in der Tiefsee beteiligt.
Russische U-Boote mit neuesten Torpedos bewaffnet
2019 soll die russische Spezialflotte ein Schwesterschiff der „Jantar“
erhalten, allerdings in modernisierter Ausführung. Die Bauart der beiden
Schiffe ist zwar identisch, schreibt die Zeitung. Aber das neuere Schiff
erhält weiterentwickelte Aufklärungs- und Erkundungsgeräte – und damit
ein breiteres Einsatzspektrum.
Ein weiteres Top-Secret-Objekt der „Hauptabteilung“ ist die BS-64: ein
U-Boot, das aus einem strategischen Atom-U-Boot umgebaut wurde. Was der
BS-64 fehlt, ist der typische Buckel vieler russischen U-Boote.
Denn an jener Rumpfstelle, wo gewöhnlich ballistische
Interkontinentalraketen transportiert werden, hat das geheime Boot eine
Andockstelle für Tiefseetauchgeräte. Das können kleine
Aufklärungsdrohnen sein oder nukleare Tiefseestationen.
Laut der Zeitung sind diese Stationen dazu bestimmt, Aufklärungssensoren
oder Datenübertragungsgeräte aufzuspüren und auszuschalten – auch solche
Sensoren, die die Nato nutzt, um die strategischen U-Boote der
russischen Marine zu verfolgen.
https://de.sputniknews.com/technik/20181129323124705-sonderschiffe-flotte-russland-bedrohung/