Schwere Citrix-Lücke wird zu immer größerer
Gefahr für Unternehmen
Seit Wochen bekannt, bisher immer noch kein Update verfügbar –
Zehntausende Server gefährdet, erste Exploits verfügbar
Andreas Proschofsky 13. Jänner 2020, 12:36
Sicherheitsforscher warnen vor aktiven Angriffen auf eine schwere Lücke
bei Citrix-Software.
Grafik: Bad Packets
Softwarehersteller Citrix muss sich derzeit gehörige Kritik gefallen
lassen. Nicht nur, dass bereits Mitte Dezember eine besonders
gefährliche Lücke in der eigenen Software offenbar wurde, hat man es
bisher auch nicht geschafft, ein Update zu dessen Bereinigung zu
liefern. Und spätestens jetzt wird dies zu einem echten Problem.
Exploit
Seit kurzem sind Proof-of-Concept-Exploits für die von
Sicherheitsforschern wenig freundlich "Shitrix" (CVE-2019-19781)
getaufte Lücke verfügbar. Das heißt, dass es für Dritte noch einfacher
wird, Angriffe gegen ungeschützte Systeme durchzuführen. Und davon gibt
es jede Menge: So hatte jener Sicherheitsforscher, der damals die Lücke
öffentlich gemacht hat, Mikhail Klyuchnikov von der britischen Firma
Positive Technologies, von 80.000 betroffenen Unternehmen gesprochen.
Seitdem hat Citrix zwar zumindest eine Anleitung veröffentlicht, wie man
bis zur Verfügbarkeit einer echten Lösung solche Attacken ins Leere
laufen lassen kann. Diese Ratschläge dürften aber offenbar noch längst
nicht bei allen angekommen sein. Aktuelle Scans von Bad Packet Reports
zeigen, dass noch immer zehntausende Server gefährdet sind. Alleine in
den USA sind es derzeit 9.880 Stück, in Deutschland ebenfalls noch
2.510. Und Österreich ist mit 433 gefährdeten Servern gar
überproportional vertreten.
Hintergrund
Die betreffende Lücke befindet sich im Citrix Application Delivery
Controller. Über sie ist es Angreifern aus dem Internet möglich, Code
auf die entsprechenden Appliances einzuschmuggeln und zur Ausführung zu
bringen.
Das Risiko für nicht geschützte Systeme steigt durch die Verfügbarkeit
von Exploits nun weiter, und zwar nicht nur theoretisch. Bereits vor
einigen Tagen hatten andere Sicherheitsforscher vermeldet, dass sie auf
ihren als "Honeypot" ausgelegten Systemen – also Rechner, die bewusst
mit der Lücke ins Netz gestellt wurden aber keine relevanten Daten
erhalten – erste Angriffe gegen den betreffenden Bug verzeichnet haben.
Das war für jene, die jetzt den Proof-of-Concept-Code veröffentlicht
haben, auch der Grund für die Freigabe. Die Geheimhaltung bringe
angesichts der ohnehin schon vorhandenen Exploits anderer nichts mehr.
Zentrale Software
Die Software von Citrix kommt weltweit bei mehr als 400.000
Organisationen zum Einsatz, darunter auch bei 98 Prozent der Top 500 in
der Fortune-Liste. Auch Regierungsstellen und militärische Einrichtungen
setzen oftmals auf die Dienste des Unternehmens. (Andreas Proschofsky,
13.1.2020)
Link
Anleitung von Citrix zum Schutz der Systeme vor Angriffen
https://www.derstandard.at/story/2000113235730/schwere-citrix-luecke-wird-zu-immer-groesserer-gefahr-fuer-unternehmen