· SCOTT PATTERSON
Associated Press
Berkshire-Chef Warren Buffett war in der Entscheidung
von Business Wire persönlich involviert.
Berkshire Hathaways Tochtergesellschaft Business
Wire hat entschieden, Hochgeschwindigkeitshändlern keinen direkten Zugang mehr
zu seinen Pressemitteilungen und anderen marktbewegenden Nachrichten zu
gewähren. Vorausgegangen waren Unterredungen zwischen Berkshire-Chef Warren
Buffett und dem Büro des New Yorker Generalstaatsanwalts. Das Unternehmen teilte
mit, es habe Gespräche zwischen Business-Wire-Chef Cathy Baron Tamraz und
Buffett gegeben, dessen Investment-Vehikel den Nachrichtendienstleister 2006
übernommen hatte.
Die Gespräche mit Buffett folgten einem Bericht
des The Wall Street Journal von Anfang Februar, dass Business Wire
Hochgeschwindigkeitshändlern den direkten und schnelleren Zugang zu den von ihr
verbreiteten Mittelungen und Nachrichten verkauft, ebenso wie an traditionellere
Medienfirmen und andere Finanzmarktteilnehmer.
Buffetts persönliche Beteiligung an der
Entscheidung von Business Wire, diese Praxis zu beenden, ist ungewöhnlich für
die Investorenlegende. Normalerweise hält er sich aus dem operativen Geschäft
seiner Beteiligungen heraus. Buffett antwortete nicht unmittelbar auf die
Anfrage des Wall Street Journal nach einem Kommentar.
Business Wire verhandelte über das Thema auch mit
Vertretern des New Yorker Generalstaatsanwalts Eric Schneiderman. Die hatten
sich besorgt zu dem Problem geäußert und das Unternehmen dazu genötigt, diese
Praxis zu beenden, wie eine damit vertraute Person sagte.
An der Börse gilt: Zeit ist Geld
Ein solcher direkter Zugang ist nicht illegal.
Gleichwohl können Händler mit dem direkten Zugang zu den Nachrichtenfeeds und
unter Verwendung von Computern mit Hochgeschwindigkeits-Programmen minimale und
gleichwohl äußerst lukrative Zeitvorsprünge gegenüber anderen Anlegern gewinnen.
Nach der Veröffentlichung des Artikels im Wall
Street Journal „und Verhandlungen mit dem Chairman von Berkshire Hathaway,
BRKB +0,07% Warren Buffett, hat sich Business Wire entschieden, auf den
Hochgeschwindigkeitshandel spezialisierte Firmen nicht mehr den Zugang zu den
direkten Feeds von Business Wire zu gewähren", sagte Baron Tamraz in einer
Erklärung.
Schneiderman geht mittlerweile gegen alle
möglichen Praktiken vor, die Hochgeschwindigkeitshändler die Möglichkeit geben,
als erste auf marktbewegende Informationen zu reagieren und bezeichnet sie als
„Insider Trading 2.0". „Die Entscheidung von Business Wire ist ein freiwilliger
Schritt vorwärts. Das Ende des direkten Verkaufs von Kundeninformationen an
Hochgeschwindigkeitshändler ist ein großer Sieg für unsere Bemühungen, den
Voraushandel auf marktbewegende Informationen zu beenden", sagt Schneiderman in
einer Erklärung.
In einer Rede im September hatte Schneiderman
gesagt, dass der Handel auf privilegierten Zugang zu öffentlichen Mitteilungen
„eine neue Form von Marktmanipulation" sei, die von der Aufsicht und dem
Gesetzgeber in Washington angegangen werden müsse. Schneiderman hat sich bisher
vor allem auf den frühen Zugang von High-Speed-Händlern zu Konjunkturberichten
konzentriert.
Traditioneller Insider-Handel ist Kinderkram
dagegen
Thomson Reuters hat bereits im vergangenen Jahr
damit aufgehört, den superschnellen Händlern einen früheren Zugriff auf die
Ergebnisse der marktbewegenden Umfragen zum Verbrauchervertrauen der University
of Michigan zu geben. Auch hier hatte das Büro von Schneiderman begonnen, die
entsprechende Vereinbarung zu untersuchen. Das Interesse des
Generalstaatsanwalts an diesem Geschäft wurde von einem Artikel vom Juni auf der
Titelseite des Wall Street Journals geweckt, in dem Details der Vereinbarung
veröffentlicht wurden. Thomson Reuters reagierte nicht auf eine
Kommentaranfrage.
„Wenn Wahnsinnsgeschwindigkeit mit dem früheren
Zugang zu Daten zusammentrifft, gibt das einer kleinen Gruppe von Händlern die
Macht, Marktbewegungen zu ihrem Gunsten zu manipulieren, bevor jeder andere
weiß, was überhaupt los ist", sagte Schneiderman in einer Rede im September.
„Traditioneller Insider-Handel ist Kinderkram verglichen mit diesen
Hochgeschwindigkeits-Rennen."
Anleger bekommen Quartalsberichte oder andere
Firmenmeldungen über Dritte, etwa Medienunternehmen wie Bloomberg und Dow Jones
& Co. - zu letzterem gehört auch das Wall Street Journal. Die
Finanznachrichtenagenturen dieser Unternehmen bekommen die meisten
Presseinformationen von Anbietern wie Business Wire.
Die Zeitverzögerung zwischen der Veröffentlichung
durch den Nachrichtenvertreiber an die Nachrichtenagentur und der durch die
Nachrichtenagentur an die Öffentlichkeit, einschließlich Handelsfirmen, beträgt
nur Bruchteile einer Sekunde. Aber die reicht aus, um den besonders schnellen
Händlern in den heutigen blitzschnellen Märkten Zeit zum Kaufen oder Verkaufen
zu geben.
Der bessere soll gewinnen, nicht der schnellere
Business Wire ist nicht der einzige Vertreiber von
Unternehmensmeldungen, der Händler einen direkten Zugang zu den eigenen Feeds
gewährt. Hochgeschwindigkeitshändler bezahlen für derartige direkte Dienste zum
Beispiel auch Marketwired. Das kanadische Unternehmen gehört mehrheitlich OMERS
Private Equity und vertreibt Ergebnisberichte von Firmen sowie den monatlichen
ADP-Arbeitsmarktbericht. Marketwired reagierte nicht unmittelbar auf eine
Kommentaranfrage.
Einige Kritiker sagen, das Drängen der
High-speed-Händler auf frühen Zugang zu marktbewegenden Meldungen sei teilweise
ein Symptom der immer schnelleren Handelssysteme in den heutigen Märkten. Die
werden immer mehr von leistungsfähigen Computern und Kommunikationsnetzen
beherrscht, die sich der Lichtgeschwindigkeit annähern. Schon bald sollen
laser-basierte Kommunikationssysteme des US-Militärs so schnell wie noch nie
Handelsaufträge zwischen US-Börsen hin- und herschicken.
Handelsfirmen, die mitmachen bei diesem so
genannten Rennen Richtung null, dem Maß für den Unterschied zwischen der
Ordergeschwindigkeit und der Lichtgeschwindigkeit, kämpfen um jede Nanosekunde
Vorsprung vor ihrer Konkurrenz.
„Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft und die
Geschichte um Business Wire beleuchten für uns ein tieferes Problem" des
Aktienmarktes, sagt Eric Budish, Wirtschaftsprofessor an der University of
Chicago, der sich mit Hochgeschwindigkeitsmärkten beschäftigt hat.
Das Problem sei, so Budish, dass Märkte, in denen
der erste, der mit einer Order an den Markt kommt, das Rennen gewinnt, Händlern
mit der schnellsten Technologie einen zu großen Vorteil gewähren. Stattdessen
sollten ihm zufolge die Märkte diejenigen Anleger bevorteilen, die den besten
Preis bieten, selbst wenn deren Order den Bruchteil einer Sekunde später
ankommt.
Kontakt zum Autor:
scott.patterson@wsj.com
http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304275304579397253486951712htmll