Hackerangriff auf 1000 Promis und Politiker –
Prozess beginnt
Hacker (Symbolbild)
Er soll sensible Daten von Personen des
öffentlichen Lebens erbeutet und veröffentlicht haben. Deswegen steht
ein 22-Jähriger nun vor Gericht. Doch der Prozess findet hinter
verschlossenen Türen statt.
Wegen eines massiven Online-Angriffs auf etwa
1000 Politiker und Prominente steht von Mittwoch an (23.9.) ein
22-Jähriger vor dem Jugendschöffengericht im osthessischen Alsfeld. Der
junge Mann aus Homberg (Ohm) soll private Daten erbeutet und diese dann
im Netz veröffentlicht haben. Der Fall hatte 2019 bundesweit für viel
Aufsehen gesorgt - zumal der mutmaßliche Hacker damals Schüler war und
bei seinen Eltern wohnte. Unter anderem waren mehrere
Bundestagsabgeordnete betroffen. Der Prozess findet unter Ausschluss der
Öffentlichkeit statt, weil der Angeklagte zum Tatzeitpunkt als
Jugendlicher beziehungsweise Heranwachsender galt.
Die Liste der Vorwürfe ist laut der
Frankfurter Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT)
lang: Angeklagt ist der 22-Jährige unter anderem wegen
Ausspähens und Veränderung von Daten,
Fälschung,
Datenhehlerei,
falscher Verdächtigung und Vortäuschens von Straftaten
sowie versuchter Erpressung.
Laut Anklage fing er bereits 2015 damit an:
Demnach gelangte er über die Rücksetzfunktion von E-Mailfächern und
Online-Profilen an Passwörter. In anderen Fällen soll er bereits
gestohlene Daten auf einer illegalen Hacker-Webseite gekauft haben. Dann
änderte er die Passwörter, um die Opfer auszusperren. Seine Beute:
Adressen, Kreditkartendaten, Telefonnummern, Fotos und Korrespondenz.
In einer Art digitalen „Adventskalender” bei
Twitter stellt er laut Anklage im Dezember 2018 täglich neue Daten von
Politikern, Journalisten, Rappern, YouTube-Stars und anderen Prominenten
online. Zunächst nimmt davon kaum jemand Notiz. Der große Knall kommt im
Januar, Medien berichten bundesweit.
Die Ermittler nehmen seine Spur auf. Der
Schüler versucht noch, Daten zu vernichten. Kurz darauf wird er
festgenommen. Bei seiner Vernehmung sagte er laut Bundeskriminalamt
(BKA), er habe Menschen „bloßstellen” wollen, über deren öffentliche
Äußerungen er sich geärgert habe.
Mittlerweile werden ihm weitere Straftaten
zur Last gelegt. Er soll auch sechs Abgeordneten des Deutschen
Bundestages erpresst haben, indem er anbot, auf die Veröffentlichung der
Daten gegen Bitcoins im Wert von 900 Euro zu verzichten. In drei Fällen
soll er außerdem per Email angeblich bevorstehende Bombenanschläge und
Amokläufe vorgetäuscht sowie in zwei Fällen durch falsche
Verdächtigungen Ermittlungen gegen andere Person initiiert haben.
Laut dem Amtsgericht Alsfeld will der
Angeklagte keinen Kontakt zur Presse und wird sich dementsprechend
vermutlich am Prozesstag nicht öffentlich äußern. Eine Fortsetzung der
Verhandlung ist für den 30. September terminiert. Über den Ausgang des
Verfahrens will das Amtsgericht informieren.
ai/dpa
https://de.sputniknews.com/panorama/20200919327958056-hackerangriff-auf-1000-promis-und-politiker-prozess/