Warum wollen die USA nicht, dass die Briten
mit Huawei bauen?
Die Amerikaner sind skeptisch. Sie
befürchten, dass China 5G nutzen wird, um – über chinesische Technologie
– westliche Unternehmen und Regierungen auszuspionieren. Doch selbst die
Briten setzen beim Netzausbau auf die Chinesen. Huawei-CEO Ren Zhengfei
verspricht: «Ich würde nie etwas tun, das der Welt schadet.»
Kommt man an den Chinesen vorbei?
Antennen und Handys sind komplexe Produkte.
Ihre Teile stammen aus der ganzen Welt, auch aus China. Selbst Swisscoms
Partner Ericsson zählt auf Expertise und Material aus dem Osten.
Kommt man an den USA vorbei?
Kaum. Die US-Konzerne Qualcomm und Intel
spielen eine grosse Rolle bei 5G. Nicht zu sprechen von Apple. Das sind
aber nur drei von vielen Beispielen aus der US-Industrie.
Wie unterscheidet sich 5G-Strahlung von
4G-Strahlung?
Die Einführung von 5G erfolgt in ähnlichen
Frequenzbereichen, wie sie bereits für Mobilfunk und WLAN verwendet
werden. Ein Unterschied besteht in der Bandbreite, die bei 5G (mit 100
MHz) deutlich grösser ist als bei 4G (20 MHz). Unterschiedlich ist auch
die Verarbeitung der übermittelten Informationen: Die verfügbare
Rechenkapazität in Basisstationen und mobilen Endgeräten ermöglicht
gegenüber 4G eine leistungsfähigere Übertragung. Längerfristig soll 5G
auch in einem höheren Frequenzbereich zur Anwendung kommen
(Millimeterwellen). Ein Zeitplan, wann diese Wellen in der Schweiz
eingesetzt werden, liegt noch nicht vor. Die Wirkung nicht ionisierender
Strahlung (NIS) auf den Menschen hängt von Intensität und Frequenz ab.
Dabei unterscheiden die Vorschriften über den Strahlenschutz nicht
zwischen 2G, 3G, 4G und 5G. Höherfrequente Millimeterwellen dringen aus
physikalischen Gründen weniger tief in den Körper ein. Bei der
Einwirkung solcher Strahlung auf den Menschen bestehen aber aus
wissenschaftlicher Sicht noch Unklarheiten.
Woher kommt die ganze Aufregung um die
Risiken von 5G?
Im Wesentlichen aus drei Richtungen: Für
Verunsicherung sorgt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO die
elektromagnetische Strahlung als «potenziell krebserregend» einstuft.
Das tönt schlimmer, als es ist. Denn auf der entsprechenden Liste der
internationalen Krebsforschungsagentur finden sich mehr als 300
Substanzen, darunter auch Gemüsesorten und Avocados. Dann ist es in der
Tat so, dass elektromagnetische Strahlung mit dem Gewebe interagiert und
dazu führt, dass es sich aufheizt. Jeder, der einmal länger mit dem
Handy telefoniert hat, weiss das aus eigener Erfahrung. Allerdings gilt
das vor allem für die Handys. Und wie sieht es bei der Strahlung aus,
die von den Antennen ausgeht?
Wissenschafter nehmen an, dass die Strahlung
der Antennen nur einen Bruchteil der Belastung der Handys ausmacht. Bei
den 5G-Stationen kommt dazu, dass sie nicht mehr wie die heutigen
Technologien wie ein Lichtkegel strahlen, sondern wie Flutlichter, die
sich ihre Ziele – in diesem Fall die Handys – laufend neu suchen.
Gibt es den Ungefährlichkeitsbeweis?
Fest steht: Die gesundheitlichen Risiken von
elektromagnetischer Strahlung wurden in den vergangenen zwanzig Jahren
in mehr als tausend wissenschaftlichen Studien untersucht. Insbesondere
der tiefe Frequenzbereich älterer Mobilfunkstandards ist gut erforscht.
Bis jetzt gibt es keine Erkenntnisse, die einen Zusammenhang zwischen
elektromagnetischer Strahlung und Krebs belegen, etwa Hirntumoren,
Leukämie, aber auch Hoden-, Brust-, Lungen- und Hautkrebs.
«Männer, die Vater werden möchten, sollten
ihr Handy nicht im Hosensack tragen.»
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Schlechter ist die Datenlage bei
hochfrequenter Strahlung, wie sie auch bei 5G angewandt wird. Hier sind
die Beobachtungszeiten noch zu kurz. Das deutsche Bundesamt für
Strahlenschutz schreibt von «Unsicherheiten» hinsichtlich möglicher
gesundheitlicher Schäden insbesondere bei Kindern. In der Schweiz wurde
noch unter Bundesrätin Doris Leuthard eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die
sich mit den Grenzwerten befasst. Die Empfehlungen sollen im Sommer
vorliegen.
Fazit: Der Entscheid über die Einführung von
5G ist ein politischer, bei dem Chancen und Risiken der neuen
Technologie abgewogen werden müssen. Denn der Beweis der
Ungefährlichkeit wird sich wissenschaftlich in absehbarer Zeit nicht
führen lassen.
Im Hosensack und auf dem Nachttisch – wo
schadet das Handy?
Handys haben Schlafzimmerverbot und sollten
möglichst nicht in Körpernähe aufbewahrt werden. Auch wenn wir unsere
Handys über alles lieben, gilt: Je weniger, desto besser, und je mehr
Distanz, desto besser. Telefonate mit dem Handy sollten möglichst kurz
gehalten werden. Auch lässt sich die Strahlenbelastung durch Headsets
reduzieren. Männer, die Vater werden möchten, sollten ihr Handy zudem
nicht im Hosensack tragen. Eine israelische Studie lässt befürchten,
dass die Strahlung die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Allerdings ist auch
dieser Zusammenhang nicht einwandfrei bewiesen. Zudem gilt: Telefonate
bei schwachem Empfang erhöhen die Strahlenbelastung. Je schlechter der
Empfang, desto stärker muss das Handy strahlen, damit es ein Signal
empfangen kann. Beim Kauf eines Handys sollte zudem auf den SAR-Wert
geachtet werden. SAR steht für spezifische Absorbationsrate: je tiefer
der SAR-Wert, desto kleiner das Feld der Strahlung.
Hat Mobilfunkstrahlung eine Wirkung auf
Implantate?
Handys können die Funktionsfähigkeit des
Herzschrittmachers beeinträchtigen, vor allem wenn sie älter sind.
Deshalb wird bei Implantaten ein Abstand von 30 Zentimetern empfohlen.
Also: kein Handy in der Brusttasche, wenn das Herz Hilfe braucht.
Was lernen wir aus der Einführung von 4G?
Die mediale Hysterie war damals ähnlich wie
heute. In der heissen Phase erschienen täglich mehrere Artikel in
verschiedenen Zeitungen. Endzeitkommentare wegen neuer Antennenstrahlung
ebenso wie Lobby-gesteuerte Beiträge, die einen regelrechten
Wirtschaftsboom dank der neuen Technologie herbeiredeten. Was wir daraus
lernen? Unsere Gesellschaft beschäftigt sich heute mit den gleichen
Themen wie schon vor knapp zehn Jahren: Gesundheit, Arbeitsplätze,
Konsum.
Wer regelt das Ganze?
Das Bundesamt für Kommunikation wacht
darüber, dass das Recht und die Konzessionen eingehalten werden. Es
definiert die Frequenzen. Hingegen erteilt die Eidgenössische
Kommunikationskommission Comcom die Konzessionen und sanktioniert bei
Verstössen. Das Bundesamt für Umwelt ist zuständig für die Regeln zur
maximalen Strahlung von Handy-Antennen, das Bundesamt für Gesundheit
hingegen für die Auswirkungen der Strahlung, die von mobilen Geräten
(Smartphones, Tablets, Bluetooth-Geräte) ausgeht.
Wer entscheidet, ob und wo eine Antenne
gebaut werden darf?
Die Kantone und Gemeinden.
Wer im Bundesrat ist zuständig?
Simonetta Sommaruga als
Kommunikationsministerin und Alain Berset als Chef des
Innendepartements.
Wie teuer waren die Mobilfunklizenzen?
Insgesamt erhielt der Bund bei der Anfang
2019 durchgeführten Versteigerung knapp 380 Millionen Franken.
Lukrativer waren die 2012 versteigerten Frequenzen, die dem Bund rund 1
Milliarde Franken einbrachten.
Wer zahlt, wenn Netze nicht gebaut werden?
Ein Schaden setzt ein Verbot voraus. Ein
Vollverbot ist allerdings unzulässig, obschon Genf und Jura ein
Moratorium für 5G-Antennen verhängt haben und in anderen Kantonen über
ähnliche Bestrebungen debattiert wird. Der Bund sagt klar: Ein
dauerhafter Baustopp ist gesetzeswidrig. Erfülle ein Antennenbaugesuch
die Vorgaben des Strahlenschutzgesetzes und auch alle anderen geltenden
Gesetze, müsse der Kanton die Bewilligung erteilen. Swisscom, Sunrise
und Salt können ihr Recht notfalls gerichtlich durchsetzen und gegen
eine nicht erteilte Baubewilligung klagen. Je nach Verzögerung des
Netzausbaus stellt sich dann die Frage nach der Staatshaftung.
Experten bestätigen diese Einschätzung. So
sagt etwa Isabelle Häner, Anwältin und Professorin für Staats- und
Verwaltungsrecht: «Die Vergabe der Konzession ist an eine
Betriebspflicht gebunden. Die Kantone müssen den Ausbau ermöglichen,
können aber unter bestimmten Umständen planungstechnische Auflagen
machen.»
Heisst: Kantone könnten in ihren Bau- und
Zonenordnungen den Ausbau in gewissen Gebieten einschränken – etwa in
dicht besiedelten Gegenden.
Wie bin ich betroffen, wenn ich gar kein
Handy habe?
Sie müssen ertragen, dass Sie in nächster
Zeit überall mit Antennendebatten und Technologiegeschwätz konfrontiert
werden. So werden Sie mit Sicherheit der Abkürzung IoT (ausgesprochen:
«äiouti») begegnen. Das ist nicht nur schlecht. So lernen Sie zumindest
etwas über die Online-Zukunft Ihres Toasters und Ihres Kühlschranks,
denn das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) wird kommen. Auch
wenn zurzeit gerade ein richtiger Hype entsteht.
Funktioniert 5G auch unter Wasser?
Nein. Wasser absorbiert Mikrowellen extrem
gut, leitet sie aber nicht weiter. Deshalb kann man mit Mikrowellen
Wasser kochen, aber nicht im Wasser funken. Ein Problem ist das für
U-Boote. Weil diese nicht funken können, müssen sie sich über Sonar
vernetzen.
Und welche Rolle spielt dabei die Blockchain?
Keine. Null. Zero. Auch wenn Blockchain
überall als Allheilmittel angepriesen wird. Und ja: Die neue
Datenbanktechnologie wird trotzdem einiges bewegen – in anderen
Bereichen.
https://www.handelszeitung.ch/digital-switzerland/33-wichtige-fragen-und-antworten-zum-5g-netz