
Software-Update erhältlichSpionage-Programm verschafft sich
weitreichenden Zugriff auf iPhones
Information aus dem Jahre 2016
26.08.16 – 00:33 min MediathekSoftware-Update
erhältlichSpionage-Programm verschafft sich weitreichenden Zugriff auf
iPhones
Freitag, 26. August 2016
Urheber ein Cyberwaffen-Händler? Spionage-Software für iPhones entdeckt
Experten sprechen von der "ausgeklügeltsten Attacke", die sie je gesehen
haben: Ein Spionage-Programm verschaffte sich dank
Software-Schwachstellen weitreichenden Zugang zu iPhones. Ein Rückschlag
für Apple, das mit der Sicherheit seiner Geräte wirbt.
Eine neu entdeckte Spionage-Software hat sich einen bisher noch nie
gesehenen Zugriff auf iPhones und andere Apple-Geräte verschaffen
können. Der IT-Sicherheitsfirma Lookout zufolge konnte das Programm dank
drei bisher unbekannten Software-Schwachstellen unter anderem
Nachrichten und E-Mails mitlesen, Anrufe verfolgen, Passwörter
abgreifen, Tonaufnahmen machen und den Aufenthaltsort des Nutzers
verfolgen. Nach Erkenntnissen von Experten wurde das Programm auch gegen
Menschenrechtler und Journalisten eingesetzt.
Apple stopfte die Sicherheitslücken im iPhone-System iOS am gestrigen
Donnerstag - rund zwei Wochen nach dem ersten Verdacht. Es ist
beispiellos, dass eine Software zur Überwachung von iPhones mit
derartigen Fähigkeiten, die meist nur Geheimdiensten zugeschrieben
werden, entdeckt und analysiert werden konnte. Den Experten zufolge
steckt hinter dem Programm ein Unternehmen aus Israel, das von einem
Finanzinvestor übernommen wurde und als eine Art Cyberwaffen-Händler
gelte.
Aufgeflogen sei das Schadprogramm, als ein bekannter Menschenrechtler
aus den Vereinigten Arabischn Emiraten Verdacht bei einer Nachricht mit
einem Link zu Informationen über Folter von Häftlingen in dem Land
geschöpft habe, hieß es. Statt den Link anzuklicken, habe Ahmed Mansur
die Sicherheitsforscher eingeschaltet. Sie gaben dem entdeckten
Überwachungsprogramm den Namen "Pegasus". "Pegasus ist die
ausgeklügeltste Attacke, die wir je auf einem Endgerät gesehen haben",
resümierte Lookout.
Zugriff auf E-Mails und Passwörter
ImageLookout bietet eine App an, mit der iPhone-Nutzer überprüfen
können, ob ihr Gerät betroffen ist.(Foto: picture alliance / dpa)
Das Programm profitiere davon, dass mobile Geräte tief in den Alltag
integriert seien. Zudem vereinten sie eine Vielzahl an Informationen wie
Passwörter, Fotos, E-Mails, Kontaktlisten und GPS-Standortdaten. Die
Spionage-Software sei modular aufgebaut und greife zu einer
Verschlüsselungsmethode, um nicht entdeckt zu werden. Lookout lässt
iPhone-Nutzer inzwischen mit einer App prüfen, ob ihr Gerät befallen
wurde. Das kanadische Citizen Lab fand auch Hinweise darauf, dass ein
mexikanischer Journalist und bisher nicht näher bekannte Zielpersonen in
Kenia mit Hilfe von "Pegasus" ausgespäht worden seien. Insgesamt blieb
jedoch zunächst unklar, wie breit und wie lange sie eingesetzt worden
sein könnte.
Ein Sprecher der als Urheber vermuteten Firma NSO Group erklärte der
"New York Times", man verkaufe nur an Regierungsbehörden und halte sich
streng an Ausfuhrbestimmungen. Er wollte keine Angaben dazu machen, ob
Software des Unternehmens in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in
Mexiko im Einsatz sei. Die von Apple veröffentlichte iOS-Version 9.3.5.
ist für iPhones, iPad-Tablets und den Multimedia-Player iPod touch
gedacht.
Für den Konzern ist das Spionageprogramm ein schmerzlicher Dämpfer: Die
Sicherheit der Geräte ist ein wichtiger Pfeiler des Apple-Marketings und
der Konzern investiert viel in Verschlüsselung und andere
Sicherheitsmechanismen. Apple betonte, man empfehle den Nutzern immer,
die neueste iOS-Version zu nutzen. Sogenannte
"Zero-Day"-Sicherheitslücken, die dem Anbieter einer Software nicht
bekannt sind, werden von Geheimdiensten und kriminellen Hackern genutzt.
Auch der Computer-Wurm "Stuxnet", der das iranische Atomprogramm
sabotierte, griff mehrere solcher Lücken an. "Zero-Day"-Schwachstellen
in iPhones werden teuer gehandelt und können auch eine Million Dollar
kosten. Dass "Pegasus" gleich drei von ihnen nutzte, ist deshalb relativ
ungewöhnlich.
Quelle: n-tv.de , jug/dpa
http://www.n-tv.de/technik/Spionage-Software-fuer-iPhones-entdeckt-article18504586.html