MODERNE KRIEGSFÜHRUNG
Ukraine-Krieg: US-Satellitennavigationssystem GPS
aktuell über Russland nicht verfügbar
Offenbar stört das russische Militär
absichtlich das Signal, um ukrainische Drohnenangriffe zu verhindern
16. Dezember 2022, 13:00
Drohnen haben in diesem Krieg in Europa zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Foto: IMAGO/Vyacheslav Madiyevskyy
Nachdem sich zuletzt die Drohnenangriffe der Ukraine auf Russland
verstärkt haben, ist derzeit in großen Teilen Russlands das GPS-Signal
gestört. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Ukraine alte
Aufklärungsdrohnen aus Sowjetbeständen mit GPS aufgerüstet hat, um
besser manövrieren zu können. Experten gehen davon aus, dass das
russische Militär deshalb Störsender einsetzt, um zumindest größere
Städte vor Angriffen dieser Art zu schützen.
Fehlende Navigation
Seit letzter Woche sind diese GPS-Störungen über Russland zu sehen, etwa
bei der Website GPS Jam, die Daten von Flugzeugen verarbeitet, um
Probleme bei der Satellitennavigation feststellen zu können. Grüne
Gebiete sind nicht gestört, rote sehr wohl. Graue Zonen werden nicht
angeflogen, was etwa über der Ukraine zu bemerken ist.
ImageFoto: gpsjam
Die auffallende Dichte und Größe der aktuell über Russland zu sehenden
Störungen erreiche eine Dimension, die man "so noch nicht gesehen hat",
erklärt der estnische Sicherheitsexperte Erik Kannike gegenüber "Wired".
Diese "GPS-Störungsblasen" seien hunderte, manchmal tausende Kilometer
groß und deckte "taktisch relevante Städte" komplett ab. Damit gemeint
sind etwa Moskau, Smolensk oder Wolgograd.
Russland will sich damit offenkundig gegen die zuletzt häufiger
werdenden Angriffe ukrainischer Drohnen wehren. Das eigene Militär ist
durch die GPS-Störung übrigens nicht betroffen – Russland nutzt mit
Glonass ein eigenes Satellitennavigationssystem.
Nicht das erste Mal
Bisher war das Stören von GPS-Signalen kein großer Teil des
Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zwar wurden immer wieder solche
"roten" Gebiete gesichtet, etwa an der russischen Grenze zu Finnland
oder auch rund um Moskau, in dieser Intensität ist das technische
Phänomen allerdings neu. Vor allem Kriegsschiffe nutzen diese
Störsignale allerdings schon seit mehreren Jahren, um ihre Position auf
See geheim zu halten.
Technisch können auf Satelliten basierende Navigationssysteme – China
nutzt etwa Beidou, von der EU wird schon seit Jahren Galileo betrieben –
auf zweierlei Art gestört werden. Bei Jamming überschreibt man
Radiosignale, damit diese nicht wie gedacht funktionieren, bei Spoofing
werden falsche Signale gesendet. Jamming wird gerade von Russland gegen
die ukrainischen Drohnen eingesetzt, Spoofing ist vor allem Teil der
militärischen Kriegsführung auf See. (red, 16.12.2022)
https://www.derstandard.de/story/2000141857852/ukraine-krieg-us-satellitennavigationssystem-gps-aktuell-ueber-russland-nicht-verfuegbar